KATZENRASSEN BY J BUNGARTZ
VON "DIE GARTENLAUBE" HEFT 45, S. 746-748 (1897)
HERAUSGEBER:: ADOLF KRÖNE

1. Cyperkatze. 2. Karthäuserkatze. 3. Angorakatze. 4. Khorassankatze. 5. Chinesische Katze. 6. Siamesische Katze.
Katzenrassen.
Nach einer Originalzeichnung von J. Bungartz.

KATZENRASSEN.
Von J. Bungartz.

(Zu dem Bilde S. 745.)

Uralt ist die Vorliebe der Menschen für die Katzen; bei manchen Völkern erfreuten sich diese Haustiere eines weitgehenden Schutzes und genossen eine geradezu abgöttische Verehrung. Besonders war dies im alten Aegypten der Fall. Die Katzen galten im Pharaonenlande als heilige Tiere; ihre Leichen wurden mumifiert, mit Pomp beerdigt; ihnen zu Ehren errichtete man Tempel und man stiftete Vermächtnisse zu ihrer Unterhaltung. Starb eine Katze eines natürlichen Todes, so legten die Bewohner des Hauses Trauer an, rasierten sich die Augenbrauen, mumifierten die Leiche mit den kostbarsten Spezereien und trugen sie im Trauerzuge zu Grabe. Die Wartung der heiligen Katzen wurde als eine besondere Ehre betrachtet, auch die Achtung vor ihren Wärtern ging so weit, daß die Bürger sich zum Gruße vor ihnen auf die Erde neigten. Alle Handlungen der alten Aegypter wurden durch die Verehrung dieser Tiere beeinflußt. Wer eine Katze tötete, selbst wenn aus Versehen, verfiel unerbittlich dem Tode.

Die Göttin „Pacht“ oder „Baß“ wurde mit einem Katzenkopf dargestellt; ihr war in Bubastis im östlichen Delta ein Heiligtum geweiht und dorthin wurden auch gewöhnlich die Katzenmumien gebracht. Auch in Theben zählte die Katze zu den Tempelgottheiten und die in den Felsen gehauene Artemisgrotte gegenüber Beni-Hassan-el-aamar zeigt ein Bild der „Pacht“ und unzählige Katzengräber, die sich vor dem Heiligtum in einer Reihe hinziehen.

Dann gab es bei dem sogenannten Thor des Nil noch zwei Niederlagen von Katzenmumien, die zwei Fuß hoch mit Sand bedeckt waren, und man hat später so viele derselben gefunden, daß man mit dem Gedanken umging, sie als Dünger zu verwenden.

Kambyses, der gewalthätige und ehrgeizige Herrscher Persiens, benutzte diese Schwäche der Aegypter, um sie bei der Belagerung von Pelusium 525 v. Chr. durch List zu besiegen. Nach mehreren vergeblichen, zurückgeschlagenen Angriffen ließ er bei einem erneuten Sturme Katzen vor dem Heere treiben und seine Soldaten an Stelle des Schildes Katzen tragen; alsbald ergaben sich die Aegypter ohne Gegenwehr und Schwertstreich dem listigen Sieger.

Von den alten Völkerschaften verehrten auch die Inder die weiße Katze; sie galt ihnen als das Symbol des Mondes, der die grauen Mäuse, die Schatten der Nacht, verjagte. Geliebt und verehrt wurde die Katze ferner von den Arabern, und in der Stadt Nabata betete man eine goldene Katze an. Mohammed schnitt sogar den Zipfel seines Mantels, auf dem eine Katze ruhte, ab, um sie nicht zu stören, als er sich erhob.

Den Griechen und Römern scheint die Katze als Haustier erst später bekannt geworden zu sein, da ihre erste Erwähnung im 4. Jahrhundert v. Chr. geschieht. Bei den Römern stand Todesstrafe auf das Töten der Katzen. Die Vandalen befestigten an den Fahnen, bei ihren Kriegs- und Raubzügen, die Köpfe von Katzen. In der Mythe der alten Germanen war sie das Lieblingstier der Göttin „Freya“, deren Wagen von Wildkatzen gezogen wird.

Tief sank das Ansehen der Katze infolge religiösen Wahns im Mittelalter, wo sie in den traurigen Hexenprozessen auf den Scheiterhaufen mit verbrannt wurde. Im Gegensatz zu diesen Verirrungen gab es allerdings auch Länder, wie z. B. die Grafschaft Wales, wo die Katze sich besonderen Schutzes erfreute. Wer eine Katze tötete, mußte so viel Getreide entrichten, daß die am Schwanze aufgehängte und mit der Schnauze den Boden berührende Katze von diesem vollständig bedeckt ward. Eine ähnliche Bestimmung bestand in den sächsischen Bauernweistümern. Die Hauskatze war ja damals ein in Mitteleuropa noch seltenes Tier, das zur Vertilgung der Mäuse eingeführt worden war. Sie stammt nämlich keineswegs von der Wildkatze ab, wie dies früher irrtümlich angenommen wurde; ihre Stammmutter ist vielmehr, wie dies Rüppel nachwies, die in Nubien heimische „Falbkatze“ (Felis maniculata.); dieselbe zeigt auch in der That mit den in ägyptischen Gräbern. aufgefundenen Katzenmumien sowie den Katzendarstellungen auf alten Denkmalern in Theben vollständige Uebereinstimmung. Von Aegypten aus gelangte die Hauskatze zu den Nachbarvölkern und breitete sich über alle Länder aus.

In Europa wurde sie erst während der Kreuzzüge allgemein bekannt. Wie alle anderen Haustiere neigt die Katze zur Ausbildung verschiedenster Spielarten, deren Entstehung größtenteils auf klimatische Verhältnisse und die Anpassung an die Umgebung der verschiedenen Völker zurückzuführen ist. Zur Heranziehung von bestimmten Rassen im modernen züchterischen Sinne ist unsere Katze schlecht geeignet, da ihr Hang zur Freiheit, ihr ungebundenes Temperament und unberechenbarer Charakter sich schwer dem notwendigen Zwange unterwerfen. Trotzdem wird in manchen Gegenden der Fellgewinnung halber eine regelrechte, wenn auch wilde Zucht betrieben. Die Felle, die zu Pelzwerk Verwendung finden, erzielen je nach Farbe und Qualität einen Preis von 1 bis 7 Mark.

Außer der gewöhnlichen Hauskatze, die in verschiedenen Farben vorkommt giebt es noch mehrere Varietäten, die sich durch reiche Behaarung und etwas abweichende Körperform von der gewöhnlichen Hauskatze unterscheiden, daher. für den Liebhaber von besonderem Werte sind. Unsere Abbildung S. 745 veranschaulicht die wichtigsten Spielarten. Zunächst ist die Cyperkatzezu erwähnen. Ihre Färbung ist hellgrau mit schwarzen Querstreifen. Sie stammt von der Insel Cypern und soll dort einen wirksamen Krieg gegen die massenhaft vorkommenden Schlangen führen. Auf dem Cap della Gatta (Katzenkap) steht ein Kloster, in welchem diese Katze seit langen Zeiten gehalten wird. Sie jagt dort frei und eilt mittags auf ein mit der Klosterglocke gegebenes Zeichen herbei, um Futter aufzunehmen, und geht dann wieder an die Verfolgung des Feindes. Die Karthäuserkatze ist einfarbig blau mit langem feinen Haar, schwarzen Lippen und Fußsohlen; sie hat einen phlegmatischen Charakter.

Die Perle der Katzen und wohl auch die kostbarste ist indes die Angorakatze, aus Hochasien stammend, die in blauer oder grauer Farbe auch Chanchillakatze genannt wird. Langes, seidenweiches Haar bildet an Hals und Brust eine löwenähnliche Mähne, vom Rücken aus scheitelt sich dasselbe lang herabhängend nach beiden Seiten, die Rute ist buschig und nur Gesicht und Pfoten sind kürzer behaart. Die reinweißen oder silbergrauen Angora sind die wertvollsten; man rühmt den Angorakatzen ganz besondere Klugheit nach, doch eignen sie sich wegen ihres ruhigen phlegmatischen Temperaments nicht zu Mäusefängern und gelten daher mehr als Salonkatzen. Sie erfreuen sich großer Beliebtheit, erfordern aber eine sehr aufmerksame Pflege, namentlich in Bezug auf ihren Haarreichtum, welcher bei der geringsten Vernachlässigung eine Verfilzung verursacht und dann die Schönheit des Tieres wesentlich beeinträchtigt.

Die Khorassan- oder persische Katze ist eine Abart der Angorakatze und dieser ziemlich gleich. Das Haar erscheint etwas wolliger, erreicht aber dennoch eine beträchtliche Länge. Die Farbe ist dunkel-blaugrau.

Die merkwürdigste Vertreterin der Katzenfamilie ist die chinesische oder hängeohrige Katze, die selbst von Laien nicht zu verkennen ist. Sie zeichnet sich durch vollständig hängende und verhältnismäßig große Ohren vor ihren übrigen Verwandten aus. Die eigentümliche Haltung der Ohren giebt der chinesischen Katze ein sonderbares Aussehen, und allgemein ist die Ansicht vertreten, daß sie infolge dieser widersinnigen Ohrenstellung schlecht von Gehör ist. In Bezug auf Körperbau und Behaarung zeigt sie mit der Angorakatze ziemliche Uebereinstimmung, ist aber etwas größer und schwerer. Es mag hier noch erwähnt werden, daß die Chinesen die Katzen als besondere Leckerbissen betrachten, sie in Bambuskäfigen an Kettchen legen, mit Reis füttern und mit den gemästeten einen schwunghaften Handel betreiben.

Eine ebenso seltene wie schöne Katze ist die siamesische, aus Siam stammende, mit kurzem, glattanliegendem Haar und von hellgelbweißlicher (isabell) Farbe. Nur Gesicht, Ohren, Beine und Schwanzende sind schwarzbraun. Diese Katzen sollen besonders flinke Tiere sein, die von den asiatischen Großen in ihren Palästen gehalten und mit Fischen gefüttert werden.

Auf der Insel Man an der Nordwestküste von England giebt es eine Stummelschwanzkatze; die von Cochinchina soll nur einen kurzen kolbigen und die madagassische einen gedrehten, knotigen Schwanz haben. Die Katze von Island ist schön blaugrau, die Tobolsker oder sibirische Katze rot oder fuchsfarbig und die vom Kap der guten Hoffnung blau oder rot. Diese letztgenannten Spielarten dürften aber mit der gewöhnlichen Hauskatze ubereinstimmen und sich nur durch die feste Farbe in der Vererbung von dieser unterscheiden.

Ausführliche Mitteilungen über die Katzenrassen sowie über die Zucht und Pflege dieser Haustiere findet der Leser in meinem „Illustrierten Katzenbuch“ (P. Parey, Berlin). Leider liegt in der Gegenwart die Pflege der Katzen danieder. Um eine Wandlung zum Besseren herbeizuführen, beabsichtigt man, in Deutschland einen Verein zum Schutze und zur Zucht der Katzen zu gründen, der namentlich der Verwilderung der Katzen entgegenwirken soll.

Neuerdings wurde bei uns auch eine Katzenausstellung veranstaltet. Sie fand in den ersten Tagen des Monats Oktober in München statt; sie wies nur 77 Nummern auf, brachte, aber einige prächtige Tiere im Werte von 300 bis 1000 Mark zur Schau.

CAT BREEDS BY J BUNGARTZ
FROM "THE GAZEBO" NO. 45, PP. 746-748 (1897)
PUBLISHER: ADOLF KRÖNE

(This is not a perfect translation)

1. Cyprus Cat. 2. Carthusian cat. 3. Angora cat. 4. Khorassan (Persian). 5. Chinese cat. 6. Siamese cat.
Cat breeds. After an original drawing by J Bungartz

CAT BREEDS.
By J Bungartz.

Man's love of cats goes back to ancient times when it enjoyed great protection as a pet and was almost worshipped as an idol by some tribes. This was particularly the case in ancient Egypt. In the land of the Pharaohs, cats were regarded as sacred animals; their bodies were mummified and buried with pomp and ceremony; people honoured the temples that bred the cats and donated legacies for their upkeep. If a cat died a natural death, the household went into mourning, shaving off their eyebrows. The cat's body was mummified with precious spices and carried in a funeral procession to the grave. The maintenance of the sacred cats was regarded as a special honour; their guards were so respected that the public tended to bow to the ground before them. All actions of the ancient Egyptians were influenced by the veneration of these animals and any person who killed a cat, even if by accident, was put to death.

The Egyptian goddess "Pasht" or "Bast" was represented with a cat's head. There was a shrine dedicated to her in Bubastis in the Eastern Delta and cat mummies were usually taken for burial there. In Thebes as well, the cat was one of the temple deities, and the Artemis Grotto hewn in the rocks nears Beni-Hassan-el-aamar shows a picture of Pasht and has countless cat graves in rows in front of the sanctuary.

Then there were two great deposits of cat mummies, two feet high and covered with sand, at the so-called gate of the Nile. After discovery, many of these were rendered for use as fertilizer.

Cambyses, the warlike and ambitious ruler of Persia, used this weakness of the Egyptians, to defeat them by cunning in 525 BC, during the siege of Pelusium. After being beaten back in several futile back attacks, Cambyses ordered a renewed charge, driving cats before the army while his soldiers bore live cats in place of their shields. The Egyptians quickly surrendered, without any opposition..

Among other ancient peoples, the Indians worshipped the white cat; it was considered the symbol of the Moon, which chased away the grey mice, the shadows of the night. The cat was also loved and revered by the Arabs, and in the town of Nabata there was a sacred Golden Cat. Muhammad even cut off the sleeve of his mantle, which his cat was resting on, so as not to disturb her when he rose.

The cat became known as a pet somewhat later, and the first mention of this occurs in the 4th century BC, in relation to the Greeks and Romans. The Romans had the death penalty for the killing of cats. The Vandals attached the heads of cats to their flags during war. In the mythology of the old Germanic tribes, the cat was the favourite animal of the goddess "Freya", whose chariot was pulled by wild cats.

The cat fell into low regard as a result of religious delusion in the middle ages, and they were burned along with witches on pyres. In contrast to this low point, there were also countries, for example Wales, where cats enjoyed special protection. Whoever killed a cat, had to pay as much grain as completely covered the dead cat hanging by its tail with its muzzle touching the ground. There was a similar provision in the Saxon peasant pronouncements. The domestic cat was still rare in Central Europe, where it had been introduced to exterminate mice around that time. The domestic cat is not derived from the Wildcat, as was once believed; instead, its ancestor as demonstrated by Ruppel, is "Lybica" (Felis maniculata) native to Nubia; the same cat as depicted in the Egyptian tombs. The cat mummies, as well as the depictions of cats on ancient monuments in Thebes, support this. The domestic cat arose in Egypt and spread to neighbouring peoples and then to other countries.

In Europe in general, the cat became better known during the crusades. Like all other pets, the cat forms different varieties which largely arise due to climatic conditions and adaptation to the environment of different countries. As for specific breeds in the modern sense of breeding, the domestic cat is ill-suited to this, as its penchant for freedom, its unbound temperament and its unpredictable character makes it hard for them to comply with the necessary constraints. Nevertheless, a veritable, if uncontrolled, breeding operation takes place in some areas of fur production. The cat skins, which are used for fur, achieve a price of 1 to 7 marks depending on their colour and quality.

Besides the ordinary domestic cat, which occurs in different colors, there are several varieties which differ from the ordinary domestic cat in their fur and their slightly different body shape. Therefore, for cat-lovers, the illustration shows the most important varieties. First of all, the Cyprus cat should be mentioned. Its colour is light grey with black stripes. It comes from the island of Cyprus where it wages an effective war against the high numbers of snakes there. There is a monastery on the Cap della Gatta (Cat Cape) where which this cat has been kept since long-ago times. It hunts freely and rushes back to eat its lunch at the signal of the monastery bell; having eaten its meal it then goes back to the pursuit of the enemy. The Carthusian cat is solid blue with long fine hair, black lips, and black soles of the feet; it has a phlegmatic character.

The jewel of the cats and probably also the most precious is the Angora cat originating from high Asia, which is also known as the Chinchilla cat and is blue or grey in colour. Long silky hair forms a lion-like mane on its neck and chest, and the same long hair hangs to either side from its back; its tail is bushy and only its face and paws are less hairy. The pure white or silver-grey Angora are the most valuable; one notable point about the Angora cat is that it is not suited to hunting mice because of its peaceful phlegmatic temperament, and is therefore more suited to being a show cat. It enjoys great popularity, but requires very attentive care, especially with regard to its wealth of hair which will form mats at the slightest neglect, which will significantly affect the beauty of the beast.

The Khorassan - or Persian - Cat is a type of Angora cat and is pretty much the same. The hair appears somewhat fuzzy, but still achieves a considerable length. The colour is dark blue-gray.

The strangest representative of the cat family is the Chinese or Hanging-ear Cat, which is hard for even lay-people to ignore. It is characterized by its completely hanging and relatively large ears compared to its feline relatives. The peculiar position of the ears are a special feature of this Chinese cat, and it is generally considered that it has poor hearing as a result of its perverse ear position. Its physique and hair are similar to the Angora cat, but it is slightly larger and heavier. It must also be mentioned here that the Chinese regard cats as a special treat; cats are confined in bamboo cages and fed with rice, and there is a flourishing trade with the fattened cats.

The Siamese, from Siam is as rare as it is beautiful cat back with short, smooth close-lying hair and a pale yellow-whitish (isabelline) color. Only the face, ears, legs and tail are brown. These cats are especially nimble animals that are kept, and fed on fish, by the Asian elite in their palaces.

On the Isle of Man, on the North West coast of England, is the stump-tailed cat. Those from Cochinchina should have a short tail and the Malagasy has a twisted, gnarled tail. The Iceland cat is a beautiful bluish grey. The Tobolsk or Siberian cat is red- or fox-coloured and those living on the Cape of Good Hope are blue or red. These latter varieties are likely to be synonymous with the ordinary domestic cat and differ only by the solid colours they have inherited from it.

Readers of my "Illustrated Katzenbuch" (H. Parey, Berlin) will find detailed sections about these breeds and about the breeding and care of pet cats. Unfortunately, the care of cats is neglected at present. To bring about a change for the better, it is intended that an Association for the protection and breeding of cats should be set up, which will also counter the over-breeding of cats in Germany.

More recently, a cat exhibition was held in this country. It took place in Munich in the first days of October. The show had only 77 exhibits, but some magnificent animals were shown, some worth 300 to 1000 marks.

MESSYBEAST - OLD CAT BOOKS

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